Genau am 14. November 2014, am Vorabend der Delegiertenversammlung des Deutschen Ringer-Bundes e. V., wurde in der „Alten Handelsbörse“ in Leipzig bei einem Empfang des Ringerverbandes Sachsen der offizielle „Startschuss“ für das Ringkampf-Abzeichen RikA gegeben. Der gesamte Vorstand des DRB sowie alle Delegierten der Landesfachverbände, mit dem Leistungssportpersonal und vielen geladenen Gästen erhoben alle mit Präsident Manfred Werner die Gläser und wünschten dem RikA einen erfolgreichen Start. Die Feier in der „Alten Handelsbörse“ war für die Ringer-Familie ein würdiger und angemessener Rahmen für den offiziellen Beginn des RikA.
Geburtsstunde des Ringkampf-Abzeichen RikA am 14.11.2014 in der „Alten Handelsbörse“ in Leipzig mit den Autoren des Sportfachbuches -Die Techniken im Ringen: Lothar Ruch, Dr. Joachim Kühn, Jannis Zamanduridis und Jürgen Scheibe
An diesem Abend wurden alle Anwesenden umfassend über die zukunftsweisenden Konzeptionen in Bezug auf einen langjährigen Trainingsaufbau, insbesondere über strukturierte Maßnahmen der Technikentwicklung im NWLS Ringen, informiert. Seit vielen Jahren wurde von der Ringer-Community, vor allem von den Bundestrainern, die Notwendigkeit einer allgemeinen und disziplinspezifischen Weiterentwicklung des Technikniveaus im Nachwuchsleistungssport, diskutiert. Wie zielgerichtet und konsequent die technisch-taktische Weiterentwicklung der Athleten*innen mit einer Techniküberprüfung über das RikA gefördert werden können, wurde allen Verantwortlichen plausibel dargestellt. Ein bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhandenes „System-Modell-RikA“ mit der Entwicklung eines praxisnahen und auf die Nachwuchssportler selbst orientiertes Trainings- und Prüfungssystem im Techniktraining im Ringen („Aus der Praxis für die Praxis“), wurde im Plenum vom Initiator Lothar Ruch vorgestellt und erläutert. Denn die technische Ausbildung der Nachwuchsathleten wird folgerichtig in den Mittelpunkt gerückt und mit den differenzierten Anforderungen für die unterschiedlichen Altersklassen U10; U12; U14/15; U16/17 im Ringkampf-Abzeichen RikA erstmals zum Kriterium der Technikausbildung, unter anderem für die Teilnahme an Deutschen Meisterschaften der Jugend genutzt. Für die Aufnahme in den Landeslader GK und LK sowie Bundesnachwuchskader NK2 bzw. NK1, ist der Nachweis im RikA ebenfalls ein moderates, nachvollziehbares und faires Kriterium sowie verbindliche Richtlinie.
Mittlerweile sind die Techniküberprüfungen im RikA auch Bestandteil der Kaderrichtlinien des Spitzenverbandes und der Landesfachverbände (ab 2022). Mit ihnen erfüllen die Landesfachverbände im Ringen alle Vorgaben von Fördersystematiken und Fördergrundlagen des BMI, DOSB, KM, und jeweiligen LSB. Sie bilden die Grundlagen für den Spitzenfachverband in Bezug auf Erfüllung von Anforderungen in den Attributen des PotAS von BMI und DOSB und der regionalen Zielvereinbarungen (reg. ZV). Bei Einhalten dieser Kriterien und Richtlinien können Fördergelder abgesichert werden. Eine Erfolgsstory!
Im Rückblick auf das Jahr 2012 erinnern wir uns an die „Schreckensnachricht“ über das „Olympia-Aus“ für die Sportart Ringen. Das IOC wollte die Kernsportart Ringen aus dem Olympia-Programm streichen, mit dem Vorwurf: „Ringen ist unattraktiv für den Zuschauer, das Regelwerk zu kompliziert, die Sportart habe sich nicht weiterentwickelt,…….“.
Nun waren alle Ringer-Sportnationen aufgefordert Ideen und Argumente zum Erhalt der Olympiateilnahme vorzulegen. Mit der Einführung des RikA wurde unser „DRB Beitrag“ zur Erhaltung der Sportart Ringen im Olympischen Programm, gleichfalls zur Weiterentwicklung der Sportart Ringen in Deutschland, eingebracht.
Foto: (Ruch). Lothar Ruch stellt 2014 anlässlich des Festaktes „40 Jahre Trainerakademie Köln“ das „RikA Konzept“ des DRB dem gesamten Plenum im Deutschen Olympischen Museum Köln vor.
Nicht nur der Leistungssport profitiert von der Einführung des RikA. Das BMI und der DOSB vergaben den Innovationsfonds Breitensport / Sportentwicklung an den Deutschen Ringer-Bund e.V.. Der Geschäftsführer Karl Martin Dittmann und der Bildungsreferent Lothar Ruch konnten für das Projekt „Innovative Maßnahmen der Sportorganisationen zur Mitgliederentwicklung im Sportverein“ 2014/15 belegen, dass das RikA ein weitreichendes und förderwürdiges Konzept ist. Durch die Fördermittel konnte die Verbandsentwicklung, insbesondere die Mitgliederentwicklung und der Schul- und Breitensport Ringen in den Landesfachverbänden angeschoben und unterstützt werden. Das Wieselabzeichen ermöglicht schon im Schul- und Breitensport einfache Technikgrundlagen und ermöglicht eine spezifische adäquate Anforderungsbeschreibung.
Mit der gleichzeitigen Bereitstellung von notwendigen Lehr- und Lernmaterialien für die Schulung der Tainer*innen in den DOSB Lizenzausbildungen im Ringen (DOSB Lizenzen A und B Leistungssport sowie DOSB Lizenzen C Leistungssport und Breitensport), wurden die Verantwortlichen des DOSB für die Vergabe der Fördermittel an den DRB überzeugt. Damit konnten die umfassenden Bildungsaufträge für die Schul-, Breiten-, und Spitzensportförderung erfüllt werden. Den Trainer*innen wurden die Grundlagen für das „RikA-System“ mit den Buchwerken und Konzeptionen als Lehr- und Lernmaterialien an die Hand gereicht.
Konzepte: u.a. Rahmentrainingskonzeption Leistungstraining Sport – Ringen; Nachwuchs-leistungssport Förderkonzept 2024
Buchwerke: u.a. Ich lerne Ringen, Ich trainiere Ringen, Ringen – Modernes Nachwuchstraining, Die Techniken im Ringen, Ringen und Kämpfen -Zweikampfsport.
Die im „RikA-Sytem“ verarbeiteten Technikkataloge für die unterschiedlichen Altersgruppen mit der übergeordneten Einteilung in Strukturgruppen für das Stand-, und Bodenringen und das „RikA-System“ selbst, sind seit dem Jahr 2010 in „Sportwissenschaftlichen Beiträgen“ diskutiert. Studienarbeiten der Studenten im Ringen an der Trainerakademie Köln, Bachelor- und Masterarbeiten sowie das Videoportal Ringen in Kooperation mit dem IAT, befassen sich mit dem „RikA-System“. An unterschiedlichen Universitäten sind das „RikA-System“ und die Technikkataloge wesentlicher Bestandteil von Beschreibungen, Analysen und Bewertungen. Auch in Fachzeitschriften und vielen Sport-Fachbüchern gibt es Quellenverweise zum „RikA-System“ der Ringer in Deutschland! Die Grundlagen des „RikA-System“ sind in verschiedenen Bundesländern bereits in den Schullehrplänen und Curricula verankert. Ebenso orientieren sich die Aufnahmekriterien für Sportinternate und Eliteschulen des Sports an dem „System-RikA“ im Ringen mit der Beschreibung von Anforderungen für eine Aufnahme.
Dies alles wurde möglich indem wir in den Jahren 2009 bis 2021 gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern im Spitzenfachverband, insbesondere mit der Unterstützung des Präsidenten Manfred Werner, den Verantwortlichen Bildungsreferenten der Landesfachverbände und den Bundestrainern, eine bis dahin beispiellose Bildungsoffensive erfolgreich durchgeführt haben.
Aber ganz ohne Reflexion sollte dieser Beitrag nicht sein. Wir mussten im Reviewprozess des „RikA-System“ im NWLS feststellen, dass die Anforderungen und damit die Zielerreichung einer allgemeinen und disziplinspezifischen Weiterentwicklung des Technikniveaus im Nachwuchsleistungssport noch nicht ganz erfüllt wurden. Die Trainingsorganisation in den Ringervereinen, aber auch die Umsetzung der komplexen Anforderungen in der Trainings- und Wettkampfstruktur der Landesfachverbände entwickelte sich, je nach Landesfachverband, unterschiedlich. Das gilt auch für die Organisation, Durchführung und das Qualitätsmanagement von Bildungsmaßnahmen in den Landesfachverbänden. Mit einem Rückblick und dem Qualitätsmanagement im Reviewprozess müssen die Verantwortlichen in den Landesfachverbänden feststellen (Einfluss hat hier auch die coronabedingte Schließung der Ringerhallen in den Vereinen genommen), dass sich die Technikausbildung der Athleten*innen langsamer weiterentwickelte als der Autor dies in der Rahmentrainingskonzeption Ringen abgebildet hat und die Autoren des Fachbuches „Die Techniken im Ringen“ dies vorausgesetzt bzw. gedacht haben.
Dann sind 10 Jahre „RikA-System“, realistisch betrachtet, nur ein relativ „kurzer Zeitraum“ um diese umfassende Systematik flächendeckend in den Vereinen und Landesfachverbänden zu etablieren. Das muss aber unser Ziel sein und alle Beteiligten müssen weiter daran mitarbeiten. Es müssen, nach heutigem Stand, folgerichtig Übergangslösungen in der aktuell bestehenden Prüfungsordnung und der Anforderungsgestaltung des „RikA-Systems“ vorgesehen werden. Das verlangt eine Flexibilisierung der Anforderungen in den Ausbildungsetappen, wie diese schon in der Nachwuchsleistungssport Förderkonzeption 2024 von Lothar Ruch beschrieben sind.
In den dazu notwendigen „Anmerkungen“ zur Ursprungsfassung der Prüfungsordnung (2014 Ruch et al) für das Ringkampf-Abzeichen RikA, können die Anforderungen innerhalb der Altersklassen so definiert werden, dass sie den aktuellen Gegebenheiten gerecht werden, solange bis die „optimalen Anforderungen im System-Modell-RikA“ erreicht werden können! Änderungen an der bestehenden Prüfungsordnung von 2014 sind nicht notwendig!
Wichtig! Die beschriebenen Ziele der etappenspezifischen Technikausbildung im NWSL Ringen, die in der Rahmentrainingskonzeption Ringen von 2012 und der Anforderungsgestaltung im „RikA-System“ (Prüfungsordnung mit Übersicht / 2014, Ruch et al) beschrieben sind, bleiben bestehen!
Empfehlung: Regelmäßige Prüfung der Anforderungen in den Kaderrichtlinien für die unterschiedlichen Ausbildungsetappen/Altersgruppen im NWLS, in Abstimmung mit dem Spitzenfachverband, mit den entsprechenden Anpassungen zur Erreichung der definierten Ziele einer allgemeinen und disziplinspezifischen Weiterentwicklung des Technikniveaus im Nachwuchsleistungssport.
Primärquellen (Auswahl):
Ruch, L. (2012). Leistungstraining Sport – Ringen. Kinder und Jugendliche im Leistungssport. Band 12. 3. korrigierte und erweiterte Auflage. Wiebelsheim: Limpert Verlag GmbH.
Barth, K. & Ruch, L. (2024). Ich lerne Ringen. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
Barth, K. & Ruch, L. (2012). Ich trainiere Ringen. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
Barth, B. & Ruch, L. (2013). Ringen – Modernes Nachwuchstraining. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
Ruch, L. /Kühn, J./Scheibe, J./Zamanduridis, J. (2014). Die Techniken im Ringen, Meyer & Meyer Verlag
Ruch L. (2017). Nachwuchsleistungssport Förderkonzept 2024 Ringen -Talentsichtung und -entwicklung sowie Transfer im DRB. Aldenhoven