Zweimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze – das ist die Medaillenausbeute für den Bayerischen Ringer-Verband bei den Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen in Riegelsberg. Ohne Konkurrenz war Anna Schell im Limit bis 72 Kilo. Die 28-Jährige hatte in ihrer Gewichtsklasse überhaupt keine Mühe. Spannend verliefen die Finalkämpfe von Niklas Stechele, Andreas Walter und Johannes Mayer.
Das BRV-Team mit den hauptamtlichen Landestrainern Matthias Fornoff (vordere Reihe, links) und Marcel Fornoff (obere Reihe, 2.v.l.). © Fornoff/BRV
„Dass wir die Länderwertung mit Platz zwei abgeschlossen haben, ist ein super Ergebnis“, so Marcel Fornoff in seiner Bilanz. Auffallend für den hauptamtlichen Landestrainer des BRV ist aber, dass bis auf Andreas Walter Junioren und U23-Athleten Edelmetall holten. Für ihn sei der Generationswechsel bereits eingeläutet.
Nah dran war der Westendorfer Niklas Stechele, der das Finale gegen Horst Lehr (Ludwigshafen) knapp mit 1:4 verlor. „Niki hat den Kampf offensiv gestaltet, allerdings entschied Lehr das spannende Duell mit einer entscheidenden Aktion“, so Fornoff in seiner Bilanz. Stechele gehört neben Lehr in der Gewichtsklasse bis 57 Kilo zu den besten Ringern Deutschlands. „Andere Athleten haben hier nichts zu melden“, betont der Freistil-Landestrainer und verweist dabei auf die Dominanz des Duos.
Bei den Titelkämpfen der Junioren machte sich Adrian Barnowski zu viel Druck, doch der 19-jährige Nürnberger erreichte bei den Männern souverän das Finale. „Wir haben die vergangenen Wochen viel im mentalen Bereich gearbeitet. Adrian war selbst in Riegelsberg nicht fit“, resümiert Marcel Fornoff. Dennoch erreichte der Polizeisportler das Finale, musste sich aber Kevin Henkel deutlich mit 0:11 geschlagen geben. Zur Pause lag der Grizzly mit 0:5 zurück. „Mit dem zweiten Platz und dass er Nico Schmitt, den amtierenden Juniorenmeister geschlagen hat, bringt sich Adrian wieder für den Bundestrainer ins Gespräch“, betont Fornoff, der total zufrieden mit dem Auftritt seines Schützlings war. Allerdings ging der Freistilspezialist mit einem Handicap ins Turnier, kommt an einer Knieoperation nicht herum.
Nur Martin Obst bremste Andreas Walter in Riegelsberg aus. Im Limit bis 79 Kilo dominierte der Unterföhringer das Geschehen. „Er hat nichts anbrennen lassen und seine Gegner dominiert“, blickt Marcel Fornoff mehr als zufrieden auf die Kämpfe zurück. Obst sei im Finale der Favorit gewesen. „Andi hat es leider nicht geschafft, seinen Ringstil durchzubringen. Allerdings hat er sechs Minuten gekämpft und sich trotzdem mit Silber belohnt.“
Seine ersten Männertitel feiert Johannes Mayer. Der Kelheimer setzte sich im Finale bis 92 Kilo gegen den Heilbronner Andre Timofeev mit 6:3 durch. Dabei lag der Bundeskaderathlet zwischenzeitlich knapp mit 1:2 zurück, ehe er eine Viererwertung erzielte, die mit einem Zusatzpunkt nach gewonnener Challenge noch belohnt wurde. Von Kampf zu Kampf steigerte sich Mayer, der zum Auftakt bereits gegen Timofeev rang und mit 2:2 das glücklichere Ende für sich hatte.
Das kleine Finale im Limit bis 97 Kilo gewann Ewald Stoll. Er ließ Stefan Kamockij aus Heilbronn nicht den Hauch einer Chance. Für den Nürnberger, der im ersten Juniorenjahr ist, startete das Turnier mit einer Auftaktniederlage gegen Ertugrul Agca, der später den Vizetitel gewann. „Platz drei ist richtig gut für ihn. Er hat eine starke Vorstellung gezeigt“, erzählt Fornoff. Pech hatte Vereinskollege Yusuf Senyigit, der im anderen Pool zum Auftakt gegen Wladimir Remel (Mainz) deutlich das Nachsehen hatte.
Drei Juniorinnen am Start
Matthias Fornoff hatte ein kleines Team am Start, wobei mit Sarah Tronsberg (SV 29 Kempten), Teresa Sausenthaler (TSG Augsburg) und Adelheid Przybylak drei Juniorinnen bei den nationalen Titelkämpfen der Frauen auf die Matte gingen. Zwar zahlten die beiden schwäbischen Ringerinnen nach ihren Niederlagen zwar Lehrgeld, „kann ich aber ihnen überhaupt keinen Vorwurf machen, dass sie nicht gekämpft haben“, so der verantwortliche Landestrainer für den weiblichen Ringkampf. Besonders Przybylak (62 kg) habe einen starken Auftritt hingelegt, wobei die Regensburgerin drei von vier Kämpfen knapp verlor. Mit 1:3-Wertungspunkten unterlag sie zum Auftakt Luisa Scheel (SV Warnemünde), hatte in der zweiten Runde im Nordischen System richtig Pech, dass sie gegen Viviane Herda aus Witten mit 4:4 das Nachsehen hatte. Auch gegen die Gailbacherin Elena Sell fehlte am Ende nicht viel zum erhofften Sieg. Gegen die Deutsche Meisterin Luisa Niemesch (Weingarten) war die Oberpfälzerin allerdings chancenlos. Matthias Fornoff wird die Deutsche analysieren, um mit den jungen Sportlerinnen weiter intensiv zu arbeiten. Schließlich wollen auch sie einmal bei einer Deutschen ganz oben stehen, wie Bayerns Vorzeigeringerin Anna Schell. „Sie war in Riegelsberg ohne Konkurrenz, gewann ohne Mühe Gold“, klatscht Fornoff Beifall.