Es ist die letzte Chance noch auf den Zug zu den Olympischen Spielen aufzuspringen. Für drei bayerische Kaderathleten des Deutschen Ringer-Bundes besteht in Istanbul (Türkei) noch die Möglichkeit. Am Bosporus wollen die Griechisch-Römisch-Spezialisten Idris Ibaev (Burghausen), Hannes Wagner (Lichtenfels) und Christopher Kraemer (Westendorf) den Coup für Paris 2024 schaffen. Während der ehemalige U23-Weltmeister Ibaev (87 kg) in der Qualifikation auf den Rumänen Alexandrin Gutu trifft, muss Wagner im Limit bis 87 Kilo gegen Jalgasbay Berdimuratov ran. Im Oktober 2023 erreichte der Usbeke bei den Asien Games den ersten Platz. Vor einer durchaus machbaren Aufgabe steht dagegen Christopher Kraemer, der es in der Gewichtsklasse bis 60 Kilo mit dem Dänen Nikolai Mohammadi zu tun hat.
Bilder: © PD Huber, AC Lichtenfels, Roman Hölzl
Nach dem souveränen Auftritt beim Ausringen gegen seinen größten Widersacher Etienne Kinsinger (Köllerbach), stand jüngst ein Lehrgang im ungarischen Tata, etwa eine Stunde von Budapest, auf dem Programm. Dort wurden nochmals die letzten Spitzen gesetzt. „Wir haben viel gerungen und die Belastung nach oben geschraubt“, erzählt Kraemer. Um letztendlich das Olympiaticket für Deutschland lösen zu können, muss Kraemer im besten Fall das Finale erreichen. Der Sieger der beiden Halbfinalunterlegenen ist ebenfalls für Paris qualifiziert. Für Christopher Kraemer ist es in diesem Jahr das Turnier schlechthin. „Es ist anders anzusehen als eine WM oder EM. Ich freue mich unfassbar auf die Quali“, so der 28-jährige Griechisch-Römisch-Spezialist, der in Istanbul Frank Stäbler, ehemals mehrfacher Weltmeister und Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von Tokio 2021, als Mentaltrainer zur Seite hat. Er sagte in Richtung Kraemer: „Das wird dein bisher anstrengendster Tag in deinem Leben.“ Der Westendorfer sei hungrig, aber vor allem fühle er sich fit und topmotiviert.
Eine bittere Enttäuschung erlebte dagegen Niklas Stechele. Der U23-Europameister von 2023 wird auch beim zweiten Qualifikationsturnier nicht für Deutschland auflaufen. Freistil-Bundestrainer Jürgen Scheibe soll sich die Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Wie schon in Baku hat Horst Lehr aus Schifferstadt das Vertrauen des Deutschen Ringer-Bundes erhalten. „Ich hatte schon die Hoffnung, dass ich die Chance erhalte“, war Stechele anfangs ziemlich frustriert über die Nichtnominierung. Selbst Westendorfs Ringerchef Klaus Prestele kann den Entschluss nicht ganz nachvollziehen. „Ich habe hierfür kein Verständnis, letztendlich müssen wir es aber akzeptieren.“ Die Nominierung sei trotzdem längst überfällig gewesen, verweist er im gleichen Zusammenhang auf die Topleistung, die der 24-Jährige beispielsweise bei der Männer-WM im vergangenen Jahr in Belgrad zeigte. „Ich glaube schon, dass Niki das Zeug hätte, die Quali zu holen.“ Stechele selbst sieht seine Situation dagegen ganz pragmatisch: „Es bringt ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Meine Zeit wird noch kommen.“