Im Gespräch mit dem Ringsport-Magazin sagt Florian Geiger (siehe Bild, © Jens Heinz), Präsident des Bayerischen Ringer-Verbandes, was ihn an Beach-Wrestling so fasziniert und warum es keine Alternative zum klassischen Ringen sein soll.

Schon vor Jahren hast Du erkannt, dass Beach-Wrestling im Kommen ist. Warum bist Du hier als Präsident so dahinter? 

Geiger: Tatsächlich habe ich 2016 eher zufällig die erste richtige Erfahrung mit dem Potential und der Außenwirkung von Beach-Wrestling gemacht. Da bin ich im Kroatien-Urlaub mit meiner Familie am Strand spazieren gegangen, an der Veranstaltungsstätte der damaligen Beach-Wrestling-WM vorbeigekommen und habe die Gelegenheit genutzt, mir ein paar bleibende Eindrücke davon zu verschaffen. Natürlich habe ich vorher schon von Beach-Wrestling gehört und auch in Bayern gab es zu dem Zeitpunkt schon die ersten Versuche von Vereinen dies im Rahmen von Trainingslagern und Jugendfreizeiten in das sportliche Angebot zu integrieren. Allerdings habe ich mich bis dahin nie eingehender damit auseinandergesetzt, da unser Fokus im Ringen nun mal auf dem Leistungssport liegt und wir auch hier viele Baustellen haben. Für mich persönlich habe ich damals beschlossen, dass Beach-Wrestling genau das ist, was uns Ringern aktuell fehlt. Eine Möglichkeit Ringen unkompliziert an den schönsten öffentlichen Plätzen zu präsentieren und so endlich unseren geliebten Sport wieder dahin zu tragen, wo er hingehört, nämlich in die öffentliche gesamtgesellschaftliche Wahrnehmung. Beach-Wrestling hat das Potential unsere fehlenden breitensportlichen Angebote zu kompensieren und unsere ständig rückläufige Basis wieder zu vergrößern. Und das ist dringend geboten, wenn wir als Ringer auch weiterhin erfolgreich sein wollen. Denn ohne Breite gibt es auch keine Spitze.

Was fasziniert Dich selbst am Beach-Wrestling?

Geiger: Das man mit wenig Aufwand unseren Sport spektakulär präsentieren kann und das Ringen so an den schönsten öffentlichen Plätzen in den Städten und Gemeinden möglich wird. Wir gehen mit Beach-Wrestling raus aus den überdachten und abgeschlossenen Sportstätten,dahin wo die Menschen sind und begeistern für das Ringen.
 
Einige Vereine haben bereits und werden Turniere im Beach-Wrestling durchführen? Ist das die Alternative zum klassischen Ringen?

Geiger: Eine Alternative zum klassischen Ringen soll es nicht sein. Wir sollten Beach-Wrestling als konsequente und zeitgemäße Erweiterung unseres Sportangebotes sehen und alle sich bietenden Möglichkeiten nutzen, um neue Sportbegeisterte für das Ringen zu gewinnen. Ringen hat einfach mehr zu bieten als nur Griechisch-Römisch, Freistil und den weiblichen Ringkampf. Das muss in die Köpfe rein. In anderen Sportarten ist dies ganz normal viele Disziplinen in einem Verbund zu vereinen, um diese konsequent und zielgerichtet weiterzuentwickeln. 

Also muss die logische Konsequenz sein, dass es ins olympische Programm seinaufgenommen werden wird?

Geiger: Der Blick von Vielen zielt jetzt darauf, dass Beach-Wrestling zum nächsten oder übernächsten Zyklus olympisch werden könnte. Aber das ist aktuell für Bayern und meiner Ansicht nach auch für Deutschland noch weit weg. Dazu sind wir einfach zu spät auf den fahrenden Zug des Weltverbandes aufgesprungen. Deshalb tun wir gut daran, erst einmal die Basis für das Beach-Wrestling zu schaffen, bevor über leistungssportliche Strukturen diskutiert wird. Wir müssen jetzt die Freude und die Begeisterung für die Trendsportart Beach-Wrestling in den Fokus der Verbandsarbeit stellen und können uns erst im zweiten Schritt mit dem „Leistungssport Beach-Wrestling“ auseinandersetzen. Nur so können wir das Potential, welches zweifelsohne im Beach-Wrestling steckt, vollumfänglich nutzen. Aber ich mahne auch an, dass trotz aller Euphorie Beach-Wrestling nicht alleine das Heilmittel für die Ringerseele sein kann. Wir werden auch die weiteren Trends genau beobachten und in unser Sportangebot einfließen lassen müssen.

Die ersten offenen Deutschen Meisterschaften finden in Hallbergmoos statt. Haben wir eine große Chance, hier wieder mehr in den Fokus zu kommen?

Geiger: Natürlich ist das eine Chance für uns als Ringer. Zum einen ist es eine große Chance,unsere strukturellen Defizite im Breitensport endlich anzugehen und aufzulösen, und zum anderen ist es eine große Chance nachhaltig in den Blickpunkt der öffentlichen Wahrnehmung zukommen. Ich glaube, dass die kurzentschlossene Zusage unseres Bayerischen Sportministers, Joachim Herrmann, zur Übernahme der Schirmherrschaft für die Veranstaltung in Hallbergmoos ganz deutlich macht, wie Außenstehende das Entwicklungspotential von Beach-Wrestling sehen und die Möglichkeiten, die sich daraus für das Ringen ergeben können, bewerten. Im Gespräch mit Präsidiumskollegen anderer Sportverbände, sowohl von den kleinen Verbänden als auch von den ganz Großen in der Sportlandschaft, erfahren wir als Ringer hier stets Anerkennung und Wohlwollen für eine zukünftige Zusammenarbeit im Bereich Trendsportarten auf Sand. Ich glaube, dass muss auch der nächste Schritt sein. Wir müssen die sportartübergreifenden Synergieeffekte und Erfahrungen gewinnbringend für uns nutzen und uns in gemeinsamen Multisportevents präsentieren. Auch hier bietet das Beach-Wrestling auf Grund des nicht so straff getakteten Zeitplans eine große Chance für uns als Ringer. 

Stimmt es, dass alle Bezirke im BRV einen Beach-Wrestling-Kreis zur Verfügung gestellt bekommen?

Geiger: Ich sehe, das Ringsportmagazin ist wie üblich gut unterrichtet! Es gab tatsächlich schon ganz konkrete Gespräche mit unserem jahrzehntelangen Partner Foeldeak, während der Entwicklung und Erprobung des Beach-Wrestling-Ringes zu diesem Thema. Hier hatten wir die einmalige Gelegenheit uns sowohl sportfachlich als auch durch Unterstützung bei der praktischen Erprobung aus Bayern heraus tatkräftig einzubringen. Ich glaube, dass wir diesen neu entwickelten und stabilen Beach-Wrestling-Ring sicherlich bald auch außerhalb Deutschlands bei Veranstaltungen zu Gesicht bekommen werden. In einem ersten Schritt muss es natürlich unser Ziel sein, dass wir möglichst vielen bayerischen Vereinen einfach und unkompliziert die Durchführung von Beach-Wrestling- Veranstaltungen ermöglichen. Dazu braucht man geeignetes Material. Daher ist es nur zweckmäßig und sinnvoll die Initiative zu ergreifen und dies für Bayern über die Bezirksvorstandschaften zu organisieren. Ich glaube, in ein paar Jahren werden die Beach-Wrestling-Ringe sicherlich so selbstverständlich zu den Gerätschaften unserer Vereine gehören wie heute unsere Ringerpuppen. 

 

Jede Unkonzentriertheit kann beim Beach-Wrestling schon zu einer vorzeitigen Niederlage führen. © Martin Emmer

 

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Ausschreibung Offene Deutsche Meisterschaften der Männer und Frauen 2022 im Beach-Wrestling

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