Christopher Kraemer (TSV Westendorf) gewinnt das Ausringen gegen Etienne Kinsinger (KSV Köllerbach) und startet damit beim Olympia-Qualiturnier in Istanbul bis 60 Kilo.

Der Deutsche Ringer Bund hat in seinem traditionellen Tagungshotel „Edelfinger Hof“ in Bad Mergentheim mit dem Remscheider Jens-Peter Nettekoven (43) einen neuen Präsidenten gewählt und zuvor mit seinem Vorgänger Manfred Werner einen der verdienstvollsten Funktionäre des deutschen Ringersports in den Ruhestand verabschiedet.

Der neue DRB-Präsident Jens-Peter Nettekoven überreicht Manfred Werner die Ehrenurkunde zum Ehrenpräsidenten. © Jörg Richter

Seit 2005 hatte der dynamische 75-jährige Unterfranke aus Veitshöchheim den DRB geführt, ihm mit seinem Mitarbeiterteam stabile und erfolgreiche Strukturen gegeben. Bestes Zeugnis dafür sind die 344 Medaillen, die deutsche Ringer und Ringerinnen in diesen 16 Jahren bei inter-nationalen Meisterschaften erkämpft haben - in einer Sportart, die stärker als je zuvor von den Ländern der ehemaligen Sowjetunion beherrscht wird. Glanz und Stolz im 16. Präsidentenjahr von Manfred Werner (der übrigens zeitgleich mit Kanzlerin Angela Merkel „regierte“) verbreiteten zum Abschied noch einmal drei olympische Medaillen (Gold und zweimal Bronze), mit denen Aline Rotter-Focken, Frank Stäbler und Denis Kudla das Niveau des deutschen Ringersports demonstriert haben. „Auf der Matte gestanden“ hat der Franke Werner ausdauernd wie ein Marathonläufer: 63 Jahre lang! Zehn davon als Aktiver beim einstigen Eisenbahn- und Turner-Sport-Verein (ETSV) Würzburg. Zu Titelehren kam er dabei nicht. Dafür agierte er mit viel Erfolg beim Nachbarn, dem TV Unterdürrbach. Als er, 22 Jahre alt, im kleinen Weinort eine Ringer-Abteilung ins Leben rief, sie 25 Jahre lang leitete, trainierte; sogar in die II. Bundesliga führte. Anno 2021 ringen seine unterfränkischen „Gladiatoren“ in der Bayernliga.

Nach einer von Manfred Werner und den Unterdürrbacher Ringern 1981 mustergültig organisierten Deutschen Meisterschaft holte ihn die Stadt Würzburg ins Städtische Sportamt. Aus dem gelernten Buchdrucker wurde ein professioneller Organisator, der parallel dazu weiterhin im Ehrenamt dem Ringkampfsport diente, als Kampfrichter mit allen Lizenzen für nationale und internationale Wettkämpfe. 35 Jahre lang, in mehreren hundert Kämpfen, stand Manfred Werner als Schiedsrichter auf den Matten Deutschlands und der Welt. Seine Höhe-punkte: Olympia-Referee 1996 und die Auszeichnung mit der Goldenen Pfeife, gewissermaßen der „Oscar“ des Ringer-Weltverbandes. Schluss mit der „Ära in Weiß“ (als Schiedsrichter und Chef der deutschen Kampfleiter) war 2005, als ihn, den mittlerweile Bayrischen Verbandspräsidenten, die 19 Regionalverbände des DRB mit überwältigender Mehrheit zu ihrem Präsidenten wählten.

Manche haben das in gewissen Situationen vielleicht bereut; denn Manfred Werner war stets ein Mann der direkten Worte und klaren Entscheidungen. Gewiss waren nicht alle immer richtig. Aber wer ist schon fehlerfrei? Sein Temperament ließ ihn gelegentlich auch laut werden. Sagt er doch selber: „Ich weiß, manchmal hat es schon arg gepoltert“. Aber, so „arg“ kann es nicht gewesen sein: 16 Jahre Präsident! Da muss man schon gut sein und etwas geleistet haben. Stimmt! Manfred Werner - ein erfolgreiches Leben für den Ringersport. Der Autor als Jahrzehnte langer Wegbegleiter bezeugt es. In seinem Handeln und seinen Äußerungen ging es ihm stets um die Sache und um den Verband. Deshalb wurde die Jahreshauptversammlung in Bad Mergentheim, sein Abschied, zu einer Enttäuschung für ihn: ein Teil der Delegierten wollte Werner und seine Führungsmannschaft nicht entlasten, weil nach einem der vielen Verfahren mit der so genannten Deutschen Ringer Liga (aus Sicht des Dachverbandes DRB illegal) „vielleicht noch eine Schadenersatzforderung kommen könnte“.

Ein Glück für den Funktionär war die Frau an seiner Seite, Gattin Gisela. 53 Jahre hat sie ihren Mann mit dem Sport „geteilt“, hat verzichtet; hat ihm Kraft gegeben, als sie selbst kaum noch welche hatte. Eigentlich müsste ihr Name auch mit auf der Urkunde stehen, die Manfred Werner von seinem Nachfolger, Jens-Peter Nettekoven, Verbandschef und Landtagsabgeordneter in NRW, überreicht bekam - als fortan „Ehren-Präsident des DRB“. Ehrbezeugungen erwiesen dem scheidenden Ringerpräsidenten (Corona geschuldet per Video) zahlreiche Persönlichkeiten aus Sport und Politik. So grüßte IOC-Präsident Dr. Thomas Bach aus Lausanne. Der Franke aus Tauberbischofsheim lobte den Franken aus Würzburg für sein Lebenswerk; insbesondere sein kämpferisches Engagement, als Ringen (die älteste olympische Disziplin) 2013 aus dem Programm gestrichen werden sollte.

Mit Hochachtung bedankten sich gleichfalls der Ringer-Weltpräsident Nenad Lalovic, DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Österreichs Ringerpräsident Thomas Reichenauer für eine beispielhafte Partnerschaft. Ebenso die deutschen Präsidenten-Kollegen Ingo Weiss (Basketball) und Dr. Alfons Hölzl (DTB) sowie der Chef der Sportfördergruppe der Bundeswehr, Andreas Hahn. Staatssekretär Stephan Mayer tat es für das BMI.

Auch für Dortmunds Alt-OB Ullrich Sierau war Werner ein wertvoller Partner - in der Traditionsstadt der Ringer, in der der DRB seine Geschäftsstelle hat und die viele Großveranstaltungen der Ringer möglich machte. Schließlich zollten zwei weitere Weltverbandspräsidenten ihrem „ringenden Landsmann“ Werner Anerkennung, Thomas Konietzko (Kanu) und Thomas Weikert (Tischtennis). Nach so vielen schönen Grußadressen wurde die Wahl von Werners Nachfolger dann ein hartes Ringen. Zwei Kandidaten. Drei Wahlgänge. Dreimal das Resultat 34:34! Satzungsgemäß hätte nun das Los entscheiden müssen.

Glücklicherweise folgte man dem Einwand, dass „die Wahl zum Präsidenten eines olympischen Sportverbandes kein Glücksspiel ist“. Also berieten sich die Bewerber in einer Blitzklausur unter vier Augen. Kurz danach verkündete Wahl-Moderator Peter Frese (Ehrenpräsident des Judo Verbandes), dass einer der beiden Herausforderer großherzig seinen Verzicht erklärt habe: Dr. med. Klaus Johann (60), Chefarzt am Klinikum Merzig/Saarland, geschätzt als langjähriger DRB-Verbandsarzt. Ein „Ringer durch und durch“. Dieser Geste folgte zunächst betroffene Stille, danach stehender Applaus - für ein Fair Play wie es in dieser Form im deutschen Sport bisher wohl einmalig ist. Nach Wahldramatik auf Augenhöhe ist Jens-Peter Nettekoven der neue DRB-Präsident. Die Amtszeit von Manfred Werner endgültig Geschichte - dem Mann, der „rund um die Uhr“ für den deutschen Ringkampfsport gelebt hat.                              

 

 

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