19. Los Angeles 1984 |
Außer
Passarelli im Bantamgewicht konnte sich 1984 bei der Männer DM in
Tuttlingen Klassiker Siegfried Seibold aus Reichenhall mit der
Vizemeisterschaft hinter Lothar Ruch für die Fahrt nach Übersee
empfehlen. Bei den Freistilern stand der Hallbergmooser Thomas Mittermüller
noch zu sehr im Schatten von Rainer Trik und Martin Knosp. Der
Hallbergmooser durfte zwar nicht nach Los Angelos, mußte aber dennoch
nicht zu Hause bleiben und konnte sich in USA zumindest mit dem
Gewinn der Militärweltmeisterschaft 1984 trösten. „Pasque“
holte in seinem legendären Kampf gegen den Japaner in Los Angeles die
Goldmedaille im Bantam. Wohl jedem Ringerfan ist die Fernsehaufzeichnung
mit seiner standhaften Brücke in bester Erinnerung.
Foto: Pasques goldene Brücke gegen Eto (Japan)
Foto:
Pasquale Passarelli Im
Dezember 1984 hatte sich die Verpflichtung für Johannis Nürnberg
gelohnt. Sie wurden Meister
in der 2. Bundesliga. Er hatte sein Scherflein zum Aufstieg in die 1.
Bundesliga beigetragen. Trainer Rebel hatte nach zehn Jahren mit seinem
Freistilkollegen Senygit die Erstklassigkeit mit überwiegenden Eigengewächsen
erreicht. Als Meister der 2. Bundesliga Süd hatten sie den ASV
Lampertheim geschlagen und den Sprung in die Erstklassigkeit geschafft.
Nürnbergs
Trainer J. Rebel und I. Senygit Januar 1985 Im
Olympiajahr wurde Stefan Krische (Kelheim) in Washington im gr.-röm.
Stil Juniorenweltmeister in 87 kg und Jochen Steckmann (Johannis Nürnberg)
erkämpfte sich die Vizeweltmeisterschaft. Beide waren selbstverständlich
auch Deutsche A-Jugendmeister in diesem Jahr und wiederholten dies
nochmals 1986 bei den Junioren. Walter
Beck machte mit dem Gewinn der Schüler-DM in + 56 kg erstmalig auf sich
aufmerksam. Max Weyrer (beide Hallbergmoos) erreichte im Schwergewicht
1985 und 1986 den A-Jugendtitel und setzte 1986 und 1987 noch als Sahnehäubchen
die Juniorenmeisterschaften oben drauf. Seine Schülerstaffel
holte die Mannschaftsmeisterschaft 1985 und 1986 zweimal ins
Erdinger Moos und belegte 1987 hinter Aichhalden Rang zwei. 1985
hatte Johannis sein Debüt als Erstligist. Mit 24,5 : 12 wurde Freiburg
St. Georgen abgefertigt und man war zum Auftakt Tabellenführer. Hauptanteil hatten Papiergewichtler Ahmed
Senygit und der 26jährige Fred Pscherer, der den favorisierten Harald Göschel nach Punkten besiegen
konnte. Aufgrund eines Bandscheibenschadens wurde er schon zwei Tage
nach seinem Erfolg am Rücken operiert und fehlte damit seiner Staffel für
längere Zeit.
Foto.
Punktsieger Pscherer im August 1985 Im
zweiten Kampf behauptete Johannis mit einem 24:13 Erfolg über
Reichenhall die Tabellenspitze und war damit die Abstiegssorgen schon zu
Saisonbeginn los. Im
Frühjahr 1986 stand Passarelli erneut in den Schlagzeilen. Diesmal
waren es seine schwärzesten Stunden vor dem Kadi. Zum Glück kam er mit
einem blauen Auge davon und die Geschichte ist längst vergessen und
verziehen.
Foto:
Passarelli 1986 im Johannis Trikot. Die
bayerischen DM-Männerfinalisten
der nächsten elf Jahre sind schnell aufgezählt und beschränken sich
auf: Thomas Mittermüller, Ralf Bremmer, Ahmed Senygit, Jahanschah
Karimi und Jochen Stechele (Westendorf) im Freistil sowie Christian
Eglseer (Reichenhall), Rainer Weber, Siegfried Seibold, Raimund Edfelder,
Christian Fabsicz, Bernhard Rieger, Günther Kißner, Franz Achter, Rüdiger
Glaßl, Hans Hoffstetter und Thomas Lippl im klassischen Stil. Es wäre
Augenwischerei, wenn man die Ehrentafel der Griechisch DM 1995 und
Freistil DM 1996 als bayerische Erfolgsbilanz tituliert. Platz
eins von Olrik Meißner und die vier hervorragenden Silbermedaillen von
Romica Rasovan, Andreas Schröder (alle Hallbergmoos), O.-F. Cetin und
Olaf Holländer ( beide Reichenhall) waren lediglich auf Zeit gekaufte
Erfolge von Auswärtigen. Alle vier hatten den Ringkampf nicht in Bayern
erlernt und kennen vermutlich nicht den Unterschied zwischen „Oachkatzlschwoaf“
und einem „ozuzltn Gicha“. Als 1995 der Nürnberger Senygit hinter
Scheibe in Ludwigsburg die Silbermedaille des Federgewichts errang,
bekam er leider nie die erhoffte Chance für die Nationalmannschaft.
Nach vier DM-Anläufen stand er endlich im Finale. Er hatte fünfzehn
Jahre zuvor seine erste Bayerische Meisterschaft bei den Erstlingen in
Lichtenfels errungen und kann als waschechter Einheimischer bezeichnet
werden.
Fotos:
DM-Vize Ahmed Senygit Mit Christian Hemme stand für den ASV Hof bei der
A-Jugend 1986 bis 1988
dagegen ein waschechter Bayer dreimal
auf dem Siegertreppchen in der 40 kg bzw. 46 kg Klasse ganz oben. Ebenso
ein „Einheimischer“ war und ist der inzwischen für Oberölsbach kämpfende
Thomas Rößner (Johannis Nürnberg). Er
wurde in 52 kg und 58 kg bei der A-Jugend 1987 und 1988 Erster.
In seinem Leistungszenit startet er allerdings nicht in der Bundes-
sondern der Landesliga. Mit Johannis Nürnberg wurde er in Winzeln 1988
Deutscher Mannschaftsmeister bei der A-Jugend. Gegen Bad Kreuznach
gewann Nürnberg mit 38,5 : 0,5, gegen Heusweiler mit 33,5 : 5,5 , gegen
die Gastgeber mit 23,5 : 14 und gegen Brötzingen mit 33,5 :6,5 alles
ziemlich deutlich. Großostheim wurde im Finale mit 24:16 geschlagen.
Dies war der letzte Titel in diesem Jahrtausend für eine
Bayerische A-Jugendmannschaft. Das
nachfolgende Bild hängt im Vereinslokal des SV Johannis Nürnberg. Mit
Holländer vorne rechts und J. Engelhardt (links neben Trainer Rebel)
haben zwei Ringer den Sprung in die 2. Liga geschafft, die auch zehn
Jahre nach Gewinn der DM noch
aktiv bleiben.
Foto: SV Johannis 07
Nürnberg als DMM-A-Jugend hinten
von links: Schneider, Mittmann, Müller, B. Engelhardt, Mat. Bahr, A.
Holländer und M. Rebel vorne
von links: U. Schmitt, T. Schwab, T. Rößner, Marc. Bahr, A. Hirschbolz
und J. Rebel Ralf
Bremmer durfte 1988 immerhin nach Seoul zur Sommerolympiade mitfahren. Walter
Beck siegte 1989 in 81 kg bei der A-Jugend DM und Ralf Krammer (Anger)
1990 in 58 kg. Als
1991 der ESV Neuaubing seine Mannschaft zurückzog, kam für diesen
Verein das Todesurteil. Der frühere Rekordmeister aus München brachte
keine Riege mehr auf die Beine und hat sich hiervon nicht mehr erholt.
Dank des Teisendorfer Ringers Peter Göstl bekam ich ein Foto der
letzten Staffel. Dies waren von links: Rudi Schneider, Andrian Schöke,
Winfried Drobny, Rainhard Belz, Peter Göstl, Peter Amann und Karl
Deseive. Nicht auf dem Bild sind die weiteren ESV-Ringer Michael Betz,
Ludwig Niedermeier, Robert Gässl, Wolfgang Faßbender und Alpaslan
Muterem.
Foto: ESV Neuaubing 1990 in
der letzten Saison Nach
meinen Untersuchungen gibt es beim ESV zusammen mit München-Ost nur
noch eine Schüler-WKG. Man kann sich an den Fingern abzählen, wie
lange es Neuaubing noch geben wird. Aus
bayerischer Sicht unbedeutend, doch für Deutschlands Ringer ein
Paukenschlag war die Entbindung von Cheftrainer Ostermann bei den
Freistilern. Unmittelbar nach den Europameisterschaften in Aschaffenburg
und Stuttgart war der Bundestrainer nur noch für die Klassiker zuständig.
Die Freistiler übernahm der Leipziger Wolfgang Nitschke ab diesem
Zeitpunkt. Laut Pressemitteilung von sid warf ihm die Verbandsführung
vor, dass aufgrund seiner Versäumnisse 200 Kader-Athleten nicht in den
Genuß der Fördermittel der Stiftung Deutscher Sporthilfe kam. Dahinter
steckte jedoch mehr. Wegen Beleidigung des gesamten FILA-Präsidiums
wurde Ostermann bei der WM in Varna von der FILA für zwei Jahre
international gesperrt. Das
harte Urteil zwang den DRB zum Handeln und es folgte seine komplette
Entbindung aus dem Bundestraineramt. Lothar Ruch übernahm seinen Posten
im griechisch-römischen Stil. |