16. Letzte Umbenennung |
Die
Olympischen Spiele 1972 und
die Fussball-WM 1974 zwangen die Bayern im Gegensatz
zum DRB
offensichtlich zu einer längeren Zwangspause von drei Jahren. Beim 16.
ordentlichen Verbandstag des BSV kam es in Bayern zur großen Trennung
der Fachverbände. Erst am 14.12.1975 wurde im Sportrestaurant des ATSV
Kelheim als Nachfolger des Bayerischen Schwerathletik-Verbandes
der Bayerische
Ringerverband e. V: (BRV)
unter schweren Geburtswehen von 152 Delegierten gegründet. Ein
gewisse Spannung zwischen Nord und Süd war vorhanden. Von den insgesamt
88 Ringervereinen Bayerns waren 77 anwesend. 42 Vereine kämpften im Süden
und nur 28 Vereine traten im Norden an. Die Differenz läßt sich durch
die Anwesenheit des Bezirks Main/Spessart erklären.
Der Münchner Josef Hergl beantragte als Vertreter der 42 Südvereine,
den in Hessen ringenden Unterfranken das Stimmrecht zu verwehren. Diese hatten jedoch vorgesorgt und eine rechtliche
Stellungnahme des BLSV vorgelegt und wischten damit sämtliche Bedenken
vom Tisch. Nicht
die sieben amtlichen Bezirke dienten der Einteilung, sondern erneut
geographische Aspekte. Ursprünglich sollten laut Satzungsentwurf vier
Bezirke gebildet werden. Die
Mattensportler des Freistaat wurden nach lebhafter Diskussion in die
Bezirke Main-Spessart, Inn-Chiemgau, Mittelfranken, Oberbayern,
Schwaben, Niederbayern-Oberpfalz und Ober- Unterfranken bei vier
Gegenstimmen strukturiert. Der bisherige oberbayerische Kreis Inn/Chiem
wurde somit zum „Bezirk“ aufgewertet, während die „bayerischen“
Unterfranken den Oberfranken einverleibt wurden.
Nur 90 Vereine gab es 1975 im BRV. Ein Fünftel davon kam aus dem
hessischen Unterfranken. Das erste Präsidium lautete: Heinz Etzel (Moosburg) und Vize
Carl Peter Müller (Lichtenfels) an der Spitze, Finanzreferent Ernst Pöhlmann,
Kampfrichterobmann Fritz Göttschau,
Jugendwart Jakob Tratz
(alle Nürnberg), Sportwart
Josef Böck (München), Pressewart
Barthel Hofmann (Marktleugast), Rechtsausschuß Hans Linz und Hans
Heindl (beide Nürnberg), Revisoren
Walter Sacher (Niedernberg)
und Paulus Kolb. Als Trainer agierte der noch immer tätige
Heinrich Billmeier. Der
bisherige BSV-Präsident Franz P e t e r blieb noch bis zum 31.12.1975
im Amt und wurde von Etzel in Kelheim zum Ehrenvorsitzenden des BSV
ernannt. Einen Bayerischen Schwerathletik-Verband gab es nach dem
14.12.1975 jedoch nicht mehr. Nachstehend
ein Zahlenspiegel der Ringer, die zum engeren Kreis der deutschen
Olympiaanwärter zählten. Es
ist eine Übersicht nach Abschluß der Mannschaftsrunde 1975. Neumair
hatte demnach in 14 Einsätzen 14 Schultersiege (SS) mit einer
Gesamtkampfzeit von 34,30 Minuten errungen. Platz
Name Kämpfe
SS
PS
PN/SN 1.
Neumair 14
14 2.
Schöndorfer14
11
3 3.
Heckmann 14 11
2
1 4.
Theobald 14 9
4
1 5.
Seger
13 11
2
6.
F. Huber 14 10
3
1 7.
Sabatini
13 5
8 8.
Helbing
13 8
4
1 9.
Veil
14
4
8
2 12.
Wolff
12 7
2
3 13.
L. Hecher 12 6
2
4 15.
Weissenbg
11
6
3
2 Die
DRB-Kader-Veröffentlichung im Februar 1976 kam einem Schock gleich und
war ein Spiegelbild der tatsächlichen Leistungen. Manfred Schöndorfer,
Richard Wolff ( beide Reichenhall) und Peter Neumair (Hallbergmoos) waren kurz vor den Olympischen
Spielen in Montreal die letzten drei A-Kader Ringer. Selbst den Sprung
in den B-Kader schafften nur fünf Bayern. Dies waren die
zwei Reichenhaller Brüder Hans und Fritz Huber im klassischen
Stil, sowie die beiden
Kelheimer Peter Dorfner und
Hermann Lohr, komplettiert durch den Untergriesbacher Max Schröger. Wer
von Ihnen sollte ein Ticket nach Kanada erhalten? Im
noch leistungsschwächeren Nordbayern kam nur Siegbert Koch vom AC
Lichtenfels in den C-Nachwuchskader. Tonangebend waren oberhalb der
Donau jedoch die Mittelfranken. Folgende Nordbayerische Meister gr.-röm.
Stil wurden in Zirndorf im Februar 1976 gekürt: 48 kg: Alfred Eger
(Johannis/Gostenhof), 52 kg: Robert Stadelmann (Bamberg), 57 kg:
Karl Kratzer (Johannis/Gostenhof), 62 kg: Johannes Lunz
(Bamberg), 68 kg: Horst Zeh (Hof), 74 kg: Manfred Herrmann, 82 kg:
Walter Fritz (beide SC 04 Nürnberg), 90 kg: Heinz Böckl (Johannis/Gostenhof),
100 kg: Alfred Luber (ASV Zirndorf) und +100 kg: Adolf Wachinger
(Neumarkt). Beim
Duell gegen den Süden gab es aber nichts zu erben. Landesmeister 1976
wurden im gr.-röm. Stil: 48
kg: Michael Hofmann (Neuaubing), 52 kg: Peter Dorfner (Kelheim),
57 kg: Hans Edfelder (Anger), 62 kg: Peter Grabinger, 68 kg:
Hermann Lohr ( beide Kelheim), 74 kg: Manfred Schöndorfer,
82 kg: Max Mitterbichler (beide Reichenhall), 90 kg: Bruno
Kastner (Burghausen), 100 kg: Albert Niederberger und +100 kg: Richard
Wolff (beide Reichenhall). In
Freiburg setzte sich bei den Deutschen Freistilmeisterschaften
mit Georg Vorbuchner vom SC Anger ein Ringer im
Superschwergewicht gegen Titelverteidiger
Heinz Eichelbaum (KSV Witten) durch, der von Ostermann nicht in
den Kader berufen worden war. An
dem 33jährigen Freiburger Mario Sabatini scheiterten im Fliegengewicht
Peter Dorfner (Kelheim) und Gustav Dubelowski (Hallbergmoos). Silber
und Bronze in der 52 kg-Klasse waren für sie und dem BRV dennoch ein
großer Erfolg. Ex-Meister
Hermann Lohr wurde nach einer 9:3 Punktniederlage gegen Gerhard
Weisenberger (Aschaffenburg) wie sein Vereinskamerad Dorfner immerhin
Vizemeister im Leichtgewicht. In sieben Minuten Gesamtwettkampfzeit
wurde brachte im Halbschwergewicht der inzwischen 25jährige Neumair
seine neunte Deutsche Seniorenmannschaft unter Dach und Fach. Mit seinen
Jugend- und Juniorenerfolgen hatte er insgesamt bereits knapp zwei
Dutzend Deutsche Meisterschaften
errungen. Nur er wurde nach Leningrad zur Freistil Europameisterschaft
eingeladen. Vorbuchner schaute durch die Röhre, da Ostermann auf
Eichelbaum baute. Neumair holte in Leningrad die Vizemeisterschaft und
damit seinen größten persönlichen Erfolg in seiner sportlichen
Laufbahn. Bei
der gr.-röm. DM in Aschaffenburg wurden Richard Wolff, Fritz Huber (5.
Männertitel) und Schöndorfer
(alle Reichenhall) nicht gefordert. Nur 7.25 Minuten stand Wolf auf der
Matte, ehe er im Superschwer die Goldmedaille kassierte und Huber mußte
im Bantam nur einmal über die vollen drei Runden gehen. Der
Olympiazweite Veil war Huber vermutlich aus dem Weg gegangen, da er
schon 1974 gegen den Reichenhaller den kürzeren gezogen hatte und Veil
startete erfolglos im Federgewicht als Bronzemedaillengewinner. Schöndorfer
kämpfte nur mit Erich Klaus über die volle Distanz und gewann seinen
siebten Titel mit vier Schultersiegen. Im Schwergewicht sorgten Albert
Niederberger (Reichenhall) und Alfred Luber (Zirndorf) für eine Gold-
und Bronzemedaille. Zur ebenfalls in Leningrad stattfindenden gr.-röm.
EM wurden zum letzten Olympiatest hiervon jedoch nur zwei Bayern
eingeladen: Veil fuhr anstelle von Huber im Bantam und Schäfer (Witten)
anstelle von Niederberger in die UdSSR. Zumindest Schöndorfer durfte im
Leicht- (5. Platz nach Verletzung) und Wolff im Superschwergewicht (4.
Platz) nach Leningrad. In
Malstatt gab es folgende zwei Titelgewinner bei der Deutschen
Jugendmeisterschaft im gr.-röm. Stil: 56 kg Hans Huber (Reichenhall,
vierte DM) und 75 kg Theo
Frank (TV Traunstein). In Elsenfeld setzte sich in dieser Alterklasse im
Freistil mit Albert Lederer vom SV Mietraching nur ein BRV-Ringer durch. Bei
der Freistil-Junioren DM holte in Schifferstadt Dorfner den Vizetitel im
Fliegen- und Willi Wohlschläger Platz eins im Bantamgewicht. Im
Mittelgewicht belegte Konrad Rankl (Mietraching) Rang zwei. Bei den
Klassikern waren in Hösbach folgende drei Junioren im Finale: 52 kg
Hans Egelseer 2., 62 kg Robert Geigl (beide Reichenhall) 1. und 74 kg
Heinz Weiß (Traunstein) 2. Im
nordbadischen Graben-Neudorf gab es im Freistil folgende vier Schülervizemeister:
37 kg: Lutz Beringer (Berchtesgaden), 41 kg: Eugen Lakkermeier
(Hallbergmoos), 52 kg: Bernhard Heppel (Untergriesbach) und + 56 kg
Heinz Marnette (Reichenhall). Am
18.7.1976 betraten letztmalig drei waschechte Bayern für einen
bayerischen Verein die Ringermatte eines olympischen Turnieres. Bereits
nach der ersten Runde wurde die Überlegenheit der Ostblockringer in
Montreal klar. Allen voran waren die Sowjets und holten sieben
Goldmedaillen bei den Klassikern. Schöndorfer, inzwischen 27 Jahre alt,
kam bis zur fünften Runde und belegte Platz sechs im
Leichtgewicht. Mit immerhin einem Sieg wurde der 120 kg schwere Wolff
siebter von einem Dutzend der „Dicken“. Das
gleiche Ergebnis verzeichnet Neumair bei den Freistilern. Bei 21
Kontrahenten schied er mit einem Schultersieg und zwei Schulterniederlagen
unplaziert aus. Der
Bayernligameister TSV Trostberg
startete 1976 als Zweitligist in der damaligen Regionalliga Süd. In der
hinteren Reihe stehen von links Ludwig Lechner, Hans Magg, Willi
Vorbuchner und Alois Meier während vorne von links die Ringer Josef
Vordermeier, Gustl Nachreiner sowie Franz und Hans
Rottenaicher abgebildet sind.
Foto:
TSV Trostberg 1976 Im
Jahr 1977 holten Gustav Dubelowski (Hallbergmoos, 52 kg ) und Peter
Grabinger (Kelheim, 62 kg) zweimal Silber bei der Klassiker-DM. Wolff
erkämpfte für Reichenhall Gold im Superschwer und Bronze ging an
seinen Vereinskollegen Hans Eglseer (48 kg) und Hans Huber (57 kg)
ebenso wie an K. Riedl (Traunstein).
Foto:
Gustav Dubelowski Hans
Eglseer verpaßte bei der V. Junioren-WM in Las Vegas mit Rang vier nur
knapp eine Medaille im Papiergewicht. Kurz vor dem Finale wurde er von
dem Japaner Yamagishi aus dem Rennen geworfen, der allerdings auch nur
Dritter wurde. Von 20 möglichen Goldmedaillen in beiden Stilarten
errangen 1977 in Las Vegas die russischen Juniorenringer elf Stück. In
Kelheim gewann bei der Freistil DM vor eigenem Publikum Lohr hinter
Martin Knosp ebenso Silber im Weltergewicht wie der Burghausener Bruno
Kastner. Der äußerst
talentierte Halbschwergewichtler Kastner
konnte übrigens nur noch zwei Jahre aktiv kämpfen und mußte mit 24
Jahren aus gesundheitlichen Gründen die Ringerschuhe für immer an den
berühmten Nagel hängen. Wolff beendete das Superschwergewicht für
Reichenhall 1977 als Erster.
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