14. Olympische Spiele 1972

Als in Ludwigshafen am 25. September 1971 im Vorfeld der Olympischen Spiele von München der autonome Deutsche Ringer Bund (DRB) ins Leben gerufen wurde, trennten sich auf Bundesebene endgültig die Wege der Ringer, Gewichtheber und Rasenkraftsportler. Nicht 1969 in Bremen, sondern 1971 gilt als offizielles Gründungsjahr des DRB. Erst in diesem Anlauf wurde endlich eine gültige Satzung geschaffen. Es schlug die Geburtsstunde einer eigenen Rechts- Straf- und Finanzordnung. In diesem Jahr wurden auch die Vereinswechselgebühren festgelegt. Der abgebende Verein sollte künftig eine Ablösesumme erhalten. Mit 200 DM bei den unteren und 500 DM bei den oberen Leistungsklassen fing man an.

 Freistilbundestrainer Werner Klug trat aus gesundheitlichen Gründen zurück und bei der 1. Gründungsversammlung wurde Heinz Ostermann zum Cheftrainer ernannt.

 DRB-Präsident wurde am 25.9.1971 selbstverständlich Hermann Schwindling. Innerhalb Westdeutschlands spielten die Bayern in diesem Jahr letztmalig die erste Geige. Mit Fritz Huber, Manfred Schöndorfer, Peter Neumair und Lorenz Hecher stellte man wie bereits erwähnt 1971 im klassischen Stil 40 % aller Deutschen Meister und war somit nach wie vor auch auf der internationalen Bühne vertreten.

 Um die Zeitschrift „Athletik“ am Leben zu erhalten, beschloß die Gründungsversammlung, dass jeder Verein für seine Mitglieder über 18 Jahre 10  % an Zeitschriften bestellen muß. Obwohl die Zeitschrift für Ringer und Gewichtheber geschrieben wurde, lag die Auflage weiter unter 5000 Exemplaren.

 Es folgte wie erwartet am 24.6.72  beim DRB-Bundestag in München der Austritt aus dem DAB und so  wurden später auch neue,  ebenfalls  nur  für  Ringer zuständiger  Landesfachverbände, notwendig. DAB-Präsident war übrigens 1972 noch immer Hermann Schwindling. Er tanzte auf zwei Hochzeiten und konnte schalten und walten wie er wollte. Der Termin 24.6.1972 muß als offizieller Gründungstermin angesehen werden, da erst jetzt eine Eintragung im Vereinsregistergericht beim Amtsgericht Saarbrücken erfolgte. Sitz des DRB war verwaltungstechnisch somit Saarbrücken.

 Am 1. und 2.7.1972 gab es ein weiteres Novum im Ringerlager. In Saarbrücken wurden erstmalig Deutsche Schülermeisterschaften im Freistilringen ausgetragen. In der Altersklasse 10-14 Jahre gab es bis zu diesem Zeitpunkt keine Nachwuchs DM. Bei freiem Eintritt für Jedermann und zu günstigen Übernachtungspreisen gelang dieses Experiment. 154 Buben beteiligten sich daran. Der Bamberger Roberto Stadelmann holte die erste Bayerische DM-Goldmedaille in dieser Altersklasse (29 kg). Allerdings schaffte er wenig später nicht die Bayerische Schülerfreistilmeisterschaft. Hier gewann in Trostberg Hubert Wimmer aus Reichenhall den Landestitel. Glück muß man eben haben.

 Die SpVgg Gostenhof Nürnberg holte sich in diesem Jahr die sechste Meisterschaft in Folge. Je dreimal Landesliga- und Bayernligameister wurden die Ringer aus der Norisstadt und traten im Olympiajahr gegen Ebersbach zum Aufstiegskampf in die Regionalliga Süd an.

 

Foto: SV Gostenhof 1972 stehend von links: Albrecht, Mader, Fleischmann, Fritz, Pickel und Knorr. Kniend von links: Hülz, Scharrer, Sterr und Kirchknopf.

  Bayerische Freistiljugendmeister 1972 in den Klassen 48 bis + 87 kg wurden: Hans Kettler (Bamberg), Willi Wohlschläger, Josef Fritsch (beide Hallbergmoos), Alfons Frauenberg (München-Ost), Franz Koch (Anger), Heinz Weiss (Traunstein), Hans Magg (Trostberg), Bruno Kastner (Burghausen) und Ladislav Tuma (Freising).

  Folgende Jugendmeister wurden am 12. und 13.2.1972 im klassischen Stil (40 bis + 87 kg)  in Weißenburg ermittelt: Robert Geigl (Reichenhall), Walter Späth (Gernlinden), Hans Kettler (Bamberg), Willi Wohlschläger (Hallbergmoos), Hans Pröbstel (Erlangen), Xaver Billmeier (Mietraching),  Harald Ruhl (Gostenhof), Heinz Weiss (Traunstein), Hans Magg (Trostberg), Leo Böchlmüller (Mering) und wie im Freistil Ladislav Tuma (Freising).

  In der zwei Jahre zuvor eingeweihten Lichtenfelser Ringerhalle wurden am 19. und 20.2.1972 folgende Bayerische Freistilmeister gekürt: Männer 48 bis +100 kg: Alexander Dippold (Freising), Willi Wohlschläger (Hallbergmoos), Hans Schluttenhofer (Freising), Ernst Grießacker (Reichenhall), Otmar Hülz (Gostenhof), Herbert Rampf (Hallbergmoos) Harald Schiller (Mietraching), Peter Neumair (Hallbergmoos), Heinz Böckl (Nürnberg) und Josef Gammel (München).

  Beim SC Augusta Augsburg standen im gr.-röm. Stil folgende Männer ganz oben: Alexander Dippold (Freising), Helmut Fink (Kottern), Fritz Huber (Reichenhall), Rudolf Hornung (München-Ost), Walter Skibbe (München), Manfred Schöndorfer, Max Mitterbichler (beide Reichenhall), Peter Neumair (Hallbergmoos), Kaspar Eham (Reihenhall und Josef Gammel (München).

  In Tuttlingen verteidigte Fritz Huber seinen DM-Titel im klassischen Stil erfolgreich und hatte die Fahrkarte zu den Olympischen Spielen in der Tasche. Rolf Lacour verlor im Fliegengewichtsfinale mit 3:1 gegen den 22jährigen Reichenhaller und der Oberbayer hatte sich seinen dritten Männertitel gesichert. Hans Edfelder (Anger) wurde im Bantamge­wicht hinter Fritz Stange zwar Deutscher Vizemeister, doch der Köllerbacher Hans-Jürgen Veil fuhr als Drittplazierter zur Olympiade.

 Auch im Federgewicht ging eine Medaille nach Bayern. Rudolf Hornung vom ESV München-Ost holte Bronze. Überragender Mann im Leichtgewicht war natürlich Manfred Schöndorfer. Er gewann souverän seinen dritten Männertitel und ebenfalls ein Ticket an die Isar. Auch im Weltergewicht vertrat mit Vizemeister Hubert Rampf eine weiterer Bayer die Farben des Freistaats im Endkampf. Sein Vereinskamerad Neumair war verletzungsbedingt im Mittelgewicht nicht am Start und Max Mitterbichler (Deutscher Meister 1970 und 1973 ) holte  eine Bronzemedaille nach Bad Reichenhall. Im Halb- und Superschwer ging man zwar leer aus, doch im Schwergewicht gab es durch Georg Vorbuchner (Reichenhall) eine weitere Silbermedaille. Von solchen Ergebnissen kann man nur wenige Jahre später höchstens träumen.

  Bei den Freistilmeisterschaften in Ludwigshafen sah es im Vergleich zu heute auch wesentlich rosiger aus. Willi Wohlschläger (Hallbergmoos) und Konrad Schluttenhofer (Freising) jeweils Dritte im Fliegen- bzw. Weltergewicht und Neumair erwartungsgemäß Mittelgewichtsmeister. Neumair feierte mit 21  ½ Jahren seinen 5. Männer- und  14. DM-Titel insgesamt.

Zwei „fahnenflüchtige Bayern“ holten noch für ihre neuen Vereine Medaillen. Rang zwei für Hermann Lohr (Köllerbach) im Leichtgewicht und ein Titel im Schwergewicht für Alfons Hecher (Schorndorf). Diesen mußte er allerdings mit Georg Vorbuchner (Reichenhall) teilen, da sie im direkten Vergleich ein Unentschieden erreichten. 

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