Zuerst
blamierte sich der BRV bei den Bayerischen Meisterschaften. Eine neue
FILA-Regel, veröffentlicht am 9.2.2001 durch den DRB, wurde bereits am
10.2.2001 in Westendorf sofort umgesetzt. Der Durchdreher wurde nur noch mit
einem Punkt bewertet und der dynamische Zwiegriff wurde eingeführt. Wenn der
Jugoslawe Ercegan eine Blähung hat, so "furzt" der DRB immer artig
mit und der BRV übernimmt ebenfalls treu und brav alle internationalen Regeln.
Einige Jugendringer hatten von den Neuheiten erst nach dem Abwiegen erfahren
und wurden unvorbereitet im Finale um den verdienten Titel gebracht. Zwischen
Samstag und Sonntag wurden in Westendorf nochmals die Regeln angepasst und für
die gefährliche Lage das Anzählen ab- und wieder angeschafft. Die Umsetzung in der Praxis interessierte
Funktionäre noch nie. Nur drei Wochen hielten die unsinnigen Neuerungen und die
FILA nahm die Änderungen beim Durchdreher wieder komplett zurück. Anstatt
abzuwarten, mussten die Bayern erst eine Rolle vorwärts und dann wieder eine
Rolle rückwärts machen. Vielleicht lernt man aus diesem Fehler. Nicht alle
Teilnehmer bei Bezirks- und Landesmeisterschaften starten bei einer WM oder bei
Olympischen Spielen. Deshalb sollte man nicht in allen Leistungsklassen immer
sofort die FILA-Änderungen realisieren.
Die
wirklich stade Zeit brach dann Ende Februar Jahr 2001 an. Nicht nur Bayern,
sondern ganz Deutschland wurde bei den Ringern in Sippenhaft genommen. Der
Karlsteiner Leipold wurde als Buhmann der Nation hingestellt und über alle
DRB-Sportler eine internationale Sperre verhängt. Am 5.3.2001 mußte die Hoferin
Ann-Kathrin Rietschel wieder ihre Sporttasche auspacken, den an einen Start
beim Klippan-Turnier in Schweden war nicht zu denken. Folgendes Schreiben wurde
vom DRB veröffentlicht: "Der
Ringerweltverband FILA hat mit Schreiben vom 26. Februar 2001 den Deutschen
Ringerbund von jeder internationalen Aktivität vorläufig gesperrt. Diese Sperre
bezieht sich auf alle Altersklassen und Ringer(innen) des Deutschen
Ringer-Bundes. Eine Teilnahme an internationalen Turnieren im Ausland ist bis
auf weiteres für alle Mitglieder des DRB nicht zulässig. gez.: Josef Berwind "
Leipold
reagierte als fairer Sportler am 5.32001 mit diesem offenen Brief:
Sehr geehrte Herren der FILA,
hiermit bitte ich sie die Sanktionen gegen den Deutschen Ringerbund (DRB)
aufzuheben. Nachdem mir bekannt wurde, dass dem DRB durch die FILA Sanktionen
drohen, habe ich ab dem 11.02.2001 zum Wohle des Ringkampfsports nicht mehr
gerungen und auch schon meinen Verzicht auf die Teilnahme an der Deutschen
Einzelmeisterschaft erklärt.
Ich bitte Sie herzlich, Ihre Maßnahmen nicht auf diejenigen zu erstrecken, die
am Stand der Dinge völlig unbeteiligt sind, nämlich die deutschen Ringerinnen
und Ringer. Sie alle leben und engagieren sich für ihren Sport. Sie alle treten
zum Wohle und Ansehen des internationalen und nationalen Ringens sportlich fair
auf.
Außerdem bestätige ich Ihnen hiermit, dass ich bis zu einem Ergebnis beim IOC /
CAS keinen Wettkampf bestreite.
Die Sanktionen gefährden außerdem den "Großen Preis von Leipzig".
Dieser Wettkampf ist ein Aushängeschild für das Ringen in Deutschland und der
Welt.
Der DRB hat mich im Rahmen seiner Möglichkeiten gesperrt. Der Freispruch wurde
nur durch ein staatliches Gericht ausgesprochen, auf das der DRB keinen
Einfluss hat. Der DRB hat mit allen seinen Mitteln versucht die Anweisung der
FILA zu folgen. Ich bitte sie hiermit nochmals im Namen des Ringkampfsports die
Sanktionen aufzuheben.
Mit sportlichen Grüßen
Alexander Leipold
Durch
diese Schlagzeilen blieb der Dopingfall des Kelheimer Murat Cebi von der
Öffentlichkeit völlig unbemerkt und lediglich das Urteil mit der Sperre in der
Fachzeitschrift "Der Ringer" wies im Februar 2001 auf diese
Vorkommnisse hin. Die FILA erlaubte nach einigen Bittgängen des DRB zwar ab der
EM in Budapest allen deutschen Sportlern im Frühjahr 2001 einen Start im
Ausland und ließ auch den Großen Preis von Leipzig zu, nahm der Sachsenmetropole
jedoch die WM für 2003 ab.
Das Jahr 2001 verlief
aus bayerischer Sicht sehr gut. Das
Resümee lautet nach den DM-Einzelmeisterschaften im Sommer 2001: Von 82 Nachwuchstiteln gingen 19 an den
BRV. Zehn Silber- und elf Bronzemedaillen wurden zusätzlich gewonnen. Vierzig bayerische Buben standen bei den
DM-Siegerehrungen auf dem Podest. Beim
Länderpokal in Schwäbisch Gmünd belegte Bayern mit der A/B-Jugend Platz zwei.
Die Mädchen besiegten Nordrhein-Westfalen in der Stauferstadt im Finale mit
18,5 : 4 und belegten Rang eins. Im
Nachwuchsbereich war der BRV somit im Jahr 2001 das Maß aller Dinge. Die
Gesamtländerwertung 2001 (einschließlich
Männer) ging mit 786 Punkten an die LO
Bayern gefolgt von Brandenburg mit 648 und Hessen mit 627 Punkten. Hier wurden
die Plätze eins bis zehn berücksichtigt. Beim Medaillenspiegel sah es ähnlich
aus. 55 Medaillen holte die LO Bayern insgesamt , 43 Brandenburg und 36 Hessen. Nahm man den Medaillenspiegel genauer
unter die Lupe, fiel auf, dass halt bei den Männern nur eine Silbermedaille
(Marco Greifelt) und drei Bronzene
(Thomas Sedlmeier, Christian Klouczek, Jochen Engelhardt) errungen wurden. Die
Frauen hatten dagegen fünf Titel , vier Silber- und zwei Bronzemedaillen
errungen. Die bayerischen Männern hinkten demnach national noch immer
hinterher. Das kleine Land Thüringen hatte im Freistil die Länderwertung bei
den Männern gewonnen und gezeigt, wo der Weg lang geht. Von ihren 15 Athleten
waren 14 vom Guts-Muths-Sportgymnasium Jena. Nur über eine Kooperation von
Verein, Schule und BRV kann man in Bayern an den nationalen und später auch
internationalen Leistungsstand kommen. Alles andere bleibt auf dem Niveau von
Talenten stehen. Bayern hatte seit 1972
immer ausreichend Talente, doch
nie etwas daraus gemacht. Allerdings ist dieser Weg für den Flächenstaat Bayern
schwer zu begehen. Wo soll ein Sportgymnasium für Ringen entstehen? Würden die
Jugendringer ihre Heimatstadt verlassen und in einem zentralen
Ringerinternat professionell trainieren? Es ist leichter gesagt als
getan!
Zur Vervollständigung
sei erwähnt, dass nach 5 1/2 Jahren Präsident Berwind nicht mehr kandidierte
und am 30.6.2001 bei den Neuwahlen in Aichach DRB-Kampfrichterreferent Manfred
Werner seinen Posten übernahm. Am 30.6.2001 gab es nur noch 93 bayerische Ringervereine.
Davon waren 69 Vereine nach Aichach zur Abstimmung gefahren, die über 166
Stimmen verfügten. 19 Stimmen hatte allein der Verbandsausschuss. Man sollte
lieber den Verbandsausschuss reduzieren und dafür die Anzahl der Vereine
erhöhen. Die Schallmauer von 100 Vereinen rückt in immer weitere Ferne, während
der Verbandsausschuss immer größer wird. Die Rücklage des Verbandes war laut Revisionsbericht
zwischen 1996 und 2001 von 82.000 DM auf 7.000 DM gesunken (Bayernsport vom
17.7.2001 Seite 12). Man hatte deshalb ab dem Jahr 2001 den teilnehmenden
Sportlern den Zuschuss von 70 DM für die Deutsche Meisterschaft gestrichen. Der
BRV sollte sich finanziell wieder erholen können. Bei 20 Buben sind dies je
Stilart und Altersklasse immerhin 1.400 DM. Pro Wochenende spart der BRV deshalb
bei einer Jugend-DM in beiden Stilarten 2.800 DM. Ob man da nicht besser an den
Reisekosten der Funktionäre hätte sparen können? Je Jugend-DM fährt ein
Delegationsleiter mit, dessen einzige Aufgabe die finanzielle Abwicklung ist
und der deshalb zwischen Freitag und Sonntag zwischen den Ehrenplätzen in der
Turnhalle und dem Hotel pendeln muss. Aber ich will nicht schon wieder kritisieren,
auch wenn ich es beruflich als Kämmerer gewohnt bin Einsparungen zu erforschen
und auch zu realisieren.
Sieben Jahre nach
Kittners Vizeweltmeisterschaft errang wieder ein Bayer eine internationale
Medaille. Bernhard Mayr vom TSV Trostberg wurde im Juli 2001 in Izmir Vizeeuropameister
der Kadetten (U 17) in der Klasse bis 69 kg im klassischen Stil. Im Freistil
waren noch vier weitere Bayern in der Türkei vertreten. Thomas
Sedlmeier (50 kg), Florian Thurnhofer (63 kg),
Florian Dörfler (69
kg) und Manfred Ortner (100 kg) kamen nach Einzelerfolgen nicht über die
Vorrundenkämpfe hinaus. Dennoch waren fünf BRV-Ringer ins Nationaltrikot
geschlüpft und auch hier besteht Hoffnung, dass zumindest einer dieser Ringer
später im Männerbereich mal einen DM-Titel holen kann.
Der zeitweilige
Goldmedaillengewinner Alexander Leipold hatte im Juli 2001 vor dem Internationale
Sportgerichtshof CAS in Lausanne einen Teilerfolg erringen können. Der
Internationale Sportgerichtshof wies zwar den Einspruch des Freistilringers
gegen die Aberkennung der Goldmedaille ab, verkürzte aber endlich die Sperre
des Weltverbandes FILA auf ein Jahr. «Das CAS begründete die Abweisung unseres
Einspruches gegen die Aberkennung der Goldmedaille damit, dass Alexander seine
Unschuld nicht nachweisen konnte», sagte Leipolds Anwalt der Presse.
Anfang August 2001
waren mit Thomas Sedlmeier (50kg, Hallbergmoos), Christian Wolfrum (69kg,
wechselte in diesem Jahr zum SC Anger) und Steffen Hartan (85 kg, Lichtenfels)
drei Freistiler und dem Klassiker Bernhard Mayr (69 kg Trostberg) vier
bayerische Juniorenringer bei der Junioren-WM in Taschkent/Usbekistan vertreten.
Es sprang zwar keine Medaille heraus, doch dieses Los teilten die Bayern mit
allen DRB-Vertretern bei dieser WM. Der Sprung
an die nationale Spitze war
Bayern im Juniorenbereich im Jahr 2001
offensichtlich gelungen.
Ende August begann wieder die Zungenbrechersaison in der 1. Bundesliga. Die Listen der Mannschaftsringer können seit dem Bosman-Urteil teilweise nur noch mit akademischer Ausbildung gelesen und ausgesprochen werden. Eine Ausnahme in den Bundesligen machte hier der SV Hallbergmoos. Überwiegend Eigengewächse aus der eigenen Jugend oder zumindest der näheren Umgebung standen in der Saison 2001/2002 im Kader zur Verfügung. Hier die offizielle Meldung an den DRB im Sommer 2001: 54 F: Tanyu Tanev (27), Claudius Einsiedler (17), 54G: Thomas Sedlmeier (17), Andreas Niedermair (17), 58G: Thomas Killersreiter (25), 63F: Wolfgang Wagner (22), Florian Turnhofer (17), Sebastian Turnhofer (18), 69G: Jochen Engelhardt (26), Niklas Hentunen (31), Markus Niedermair (19), 69F: Dominik Zeh (24), Florian Wagner (19), 76F: Rainer Morasch (21), Christian Bauer (21), 76G: Mohammad Babulfath (22), Joseph Gruber (19), Ralf Neudorfer (19), 85F: Georg Schatz (28), 85G: Yvon Riemer (31), 97G: Jimmy Lidberg (20), Iljas Christodouluo (27), 130F: Efstatios Topalidis (23) und 130G: Hans Hofstetter (31). Als Trainer stand am Mattenrand der Schwede Sonny Davidsson, der bereits seit Mitte der 90er Jahre den Nachwuchs und die Männermannschaften in Hallbergmoos unter seinen Fittichen hat.
Seine Staffel drang
bis ins Viertelfinale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft vor. Gegen
Rotation Greiz gab es eine Niederlage und einen Sieg und die Thüringer zogen
ins Halbfinale gegen Aalen ein. Die Begegnungen wurden sowohl vom MDR als auch
vom BR im Fernsehen gesendet. Der Sportreporter vom BR schwärmte von der guten
Stimmung, der Spannung, der Dramatik und den Leistungen beider Staffeln in der
Hallberghalle.
Der Trostberger
Bernhard Mayr (Jahrgang 1984) und Brigitte Wagner vom SV Hallbergmoos wurden
vom DRB 2001 als die Junioren-Ringer des
Jahres gewählt. Verbunden mit der Auszeichnung war eine Geldprämie von 250
Euro. Klassiker Mayr hatte im Juni in Izmir die Silbermedaille in der 69
kg-Klasse errungen und war somit 2001 der einzige männliche Medaillengewinner
im Nachwuchsbereich des DRB. Die Hallbergmooserin Brigitte Wagner (Jahrgang
1983) gewann bei der Juniorinnen-WM in Martigny/ Schweiz die Klasse bis 46 und
bei der Frauen-WM ins Sofia Bronze.